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Die Fischhauskapelle und der
Huttler Weiher

bei Roßhaupten

15. September 2007

Am Tag des offenen Denkmals, Sonntag den 9. Sept. 2007, war die sanierte Barockkapelle erstmalig der Öffentlichkeit zugänglich.

Wir fahren von Füssen auf der B 16 in Richtung Marktoberdorf und nehmen die 2. Abfahrt am Ortsende von Roßhaupten, um links ab zu fahren. Hier finden wir schon den Wegweiser Fischhauskapelle. Die Straße führt uns auf der linken Seite parallel zur B 16, bis sie unter ihr hindurch wieder auf die rechte Seite bringt. Ein Fahrverbotsschild links hinunter zur Kapelle ließ uns umkehren und eine Parkmöglichkeit beim Ferienhof Greis nehmen.

Koordinaten:

+47° 39' 43.92", +10° 43' 27.48"


Größere Kartenansicht

Ein einheimischer Bauer, den wir nach einem Parkplatz fragten, erklärte uns, dass man zum Zweck der Besichtigung ruhig hinunter fahren und vor der Kapelle parken könnte. Ein "Anlieger frei" würde hier Sicherheit schaffen. So sind wir die 200m zur Fischhauskapelle gewandert, was uns hinter her bei unserem Rundgang um den Huttler Weiher wieder zu Gute kam.

Ein Anfrage per EMail hat Klarheit gebracht:

"Parken zum Zwecke der Kapellenbesichtigung ist natürlich (auch trotz des Schildes) bei uns (Fam. Pihusch) im Hof erlaubt. Der sog. "Parkplatz" vom Ferienhof Greis ist eigentlich nur eine Zufahrt zum Stallgebäude und sollte eigentlich nicht zum Parken für Kapellenbesuche genutzt werden."

Das Fischhaus bei Roßhaupten, 
Oase des Fürstbischofs von Augsburg auf einer ehemaligen Insel 

Text: Klaus Wankmiller, 2004

Wer von Roßhaupten Richtung Marktoberdorf fährt, sieht gleich hinter dem Ort auf der rechten Seite das ehemalige Fischhaus des Fischmeisters des Fürstbischofs von Augsburg, das früher auf einer Insel mitten im See stand. Den See gibt es heute nicht mehr und an den ehemaligen Glanz des Anwesens erinnert nicht mehr viel. Dennoch stößt man beim Besuch des Ensembles auf zahlreiche Spuren von höfischen Festen und eine Kapelle, die dem hl. Ulrich, dem Bistumspatron der Diözese Augsburg, geweiht ist.

Um 1500 lagen fast alle Besitzungen in der heutigen Gemeinde Roßhaupten in den Händen des Fürstbischofs von Augsburg. Nur sehr wenige Höfe gehörten dem Kloster St. Mang. Den Sommer verbrachten die jeweiligen Fürstbischöfe auf dem Hohen Schloss in Füssen, von wo man Ausflüge zur Jagd oder zum Fischen in's nahe Umland machte. Vor allem für die Fastenzeit und die fleischlose Freitagsspeise war es notwendig, den hohen Bedarf an Fischen zu decken. Es wurden daher im Füssener Land zahlreiche Fischweiher angelegt.

Die Entstehung des Fischhauses

Bis 1804 gab es in unmittelbarer Nähe des Ortes Roßhaupten den Fischhausweiher, aus dem in der Mitte eine kleine Insel hervorragte. Der Augsburger Fürstbischof Peter von Schaumburg ließ dort um das Jahr 1450 ein "Wasserhaus im Weyer" mit einem Fischgut anlegen. Dies war auch Sitz des ersten hochstiftlichen Fischermeisters, Willhalm Zeller.

Das Fischhaus mitten im Weiher diente dem Bischof vermutlich auch als Kulisse für Feste, so wie es z.B. für das Wasserschloss Bischofszell am ehemaligen Stöttener See in Stötten am Auerberg urkundlich überliefert ist. Hier feierte 1487 Bischof Friedrich II. von Zollern (1486-1505), ein Freund von Kaiser Maximilian I., ein riesiges Fest.

Um Geld für diese Spektakel zu bekommen, machten die Fürstbischöfe so genannte „Umritte“. Der Landesherr besuchte seine Untertanen, die ihm Geschenke machen mussten. Im Fall von Roßhaupten sind solche „Umritte“ in den Jahren 1507, 1517 und 1573 nachweisbar. Sie lösten jedoch immer mehr den Unmut der Bevölkerung aus.

Roßhaupten im Bauernkrieg

Schon 1459 gab es Unruhen der Roßhauptener Bauern gegen den Fürstbischof von Augsburg. Sie wollten einen eigenen Kornmarkt eröffnen und nicht mehr ihr Getreide auf dem Markt in Füssen verkaufen. Das Marktrecht wurde ihnen jedoch nicht gewährt. Die hohen Abgabenforderungen des Landesherren sorgten aber nach wie vor für Unmut. Die neue kirchliche Bewegung durch Martin Luther kam den Bauern hilfreich entgegen. 1523 entstand der „Allgäuer Bund“ unter Führung von Jörg Knopf aus Leubas. Die Bauern von Roßhaupten schlossen sich im Januar 1525 diesem Bund an. Im Februar des gleichen Jahres wurden der Weißensee, der Hopfensee, der Stöttener See und eben der Fischhausweiher bei Roßhaupten ohne die Erlaubnis des Fürstbischofs von Augsburg ausgefischt und die Fische an die Bauern verteilt. Trotz einiger Erfolge wurden die schwach bewaffneten Bauern letztendlich besiegt und die Revolution von unten fand ihr jähes Ende.

 

Die Fischhauskapelle

Nach dem Ende des Bauernkrieges war das Fischhaus wieder Sitz des Fischmeisters. Wann die Kapelle auf der Insel beim Fischhaus gebaut wurde, ist nicht überliefert. Eine erste urkundliche Erwähnung gibt es aus dem Jahr 1594. Damals war Caspar Buechenperger Fischmeister (seit 1569). Vermutlich wurde die Kapelle aber schon unter Bischof Christoph von Stadion (1517-1543) errichtet.

Durch die zahlreichen Unruhen im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) und die Notzeit während der Pest war das Fischhaus ziemlich heruntergekommen. Am 9. Oktober 1650 besuchte der Fürstbischof das baufällige Ensemble, hielt eine Messe und nahm ein Mittagessen ein. Es wundert daher nicht, dass man bald das Fischhaus und die Kapelle erneuerte.

Ein Neubau der Kapelle erfolgte unter Bischof Joseph, Landgraf von Hessen-Darmstadt (1740-1768), im Jahr 1750. Sie ist dem hl. Ulrich geweiht. Das große Fresko im Kapellenschiff zeigt den glücklichen

 

Fischfang der Apostel. Es wurde laut einer Signatur von "Christ" gemalt. Der Altar stammt wahrscheinlich vom Pfrontener Bildhauer Peter Heel aus der Zeit zwischen 1750 und 1760 und zeigt eine Plastik mit dem hl. Ulrich auf dem Totenbett mit doppeltem Ruhekissen. Er hält den Bischofsstab in seinen Händen. Die drei Schnitzputten darüber beweinen den Tod des Heiligen. Eine hält einen Fisch, eine andere ein Buch als typische Attribute in ihren Händen. An den Langhauswänden befinden sich ebenfalls Darstellungen der beiden Bistumsheiligen Ulrich (links) und Afra (rechts). Interessant ist auch die Empore, die man nur über eine schon fast ganz zusammengefallene Brücke vom Fischhaus erreichen kann. Über der Kapelle sind zwei Räume, die ebenfalls nur über diese Brücke zu erreichen sind. Sie wurden erst später auf die Kapelle aufgesetzt. In diesen beiden Räumen wurden nach dem II. Weltkrieg Flüchtlinge aus Schlesien untergebracht. Darunter soll sich auch ein Geigenbauer befunden haben, der hier Instrumente gebaut hat.

Der hl. Ulrich

Die Wahl des hl. Ulrichs für die Kapelle im Weiher ist ideal. In der Heiligenlegende erfahren wir, dass der Heilige am Morgen eines Freitag einem herzoglichen Boten ein Gänsebein anbieten wollte, obwohl der Verzehr von Fleisch am Freitag verboten war. Als der Bote jedoch das Gänsebein essen wollte, war es in einen Fisch verwandelt. Der Fisch ist seither sein wichtigstes Attribut.

Ulrich wurde 890 als Sohn von Hupald, Graf von Dillingen, geboren und genoss seine Ausbildung im Kloster St. Gallen. 909 wurde er Kleriker in Augsburg und schließlich 923 zum Bischof gewählt. Als persönlicher Freund von Otto I. zeigte er sich sehr loyal zu Kaiser und Reich und ließ Augsburg durch eine Mauer befestigen. Er selbst stellte mit seinem Bruder die Ungarn auf dem Lechfeld und erzielte am 10. August 955 einen geschichtemachenden Sieg. Er starb am 4. Juli 973. Als Patron der Stadt und der Diözese Augsburg wird er vor allem auch von Webern und Sterbenden angerufen.

Das Ende von Fischhaus und Weiher

Mit dem Ende des Hochstifts Augsburg nach der Säkularisation 1803 wurde auch der letzte hochstiftliche Fischmeister entlassen.

 

Er liegt auf dem ehemaligen Pest- und Ausweichfriedhof bei der Kapelle Maria Steinach bei Roßhaupten begraben. Der Weiher um das Fischhaus wurde genau vor 200 Jahren (1804) trockengelegt, um Ackerland zu gewinnen. Seither ist das Fischhaus ein Bauernhof, an den einige landwirtschaftliche Gebäude angebaut wurden. 1848 erwarb das Ensemble Dr. Benedikt Geis, der die Kapelle 1855 außen neugotisch überbauen ließ (Ziegelmauerwerk). Vermutlich wurde der Eingang zur Kapelle nun auch auf die Westseite verlegt. Im Boden vor dem Eingang befindet sich eine Steinplatte. Angeblich soll hier der erste Fischmeister begraben sein.

Der spitze Dachreiter über dem Kapelleneingang stürzte vor weniger Jahren herunter. Noch bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts zog die Pfarrgemeinde Roßhaupten an einem der Bitttage vor Christi Himmelfahrt in einer Prozession hierher. Doch dies ist Vergangenheit. 

Derzeit (2004) ist die Kapelle in einem trostlosen Zustand, doch beginnen in diesem Jahr umfangreiche Restaurierungsarbeiten, die dieses einmalige Bauwerk erhalten sollen.

Ergänzung 2007:

Die Kapelle wurde renoviert und ist nun sehenswert.

Die Kapelle vor (Bild: Klaus Wankmiller) und nach der Renovierung. 

Diese Ansicht präsentiert sich beim Fahren auf der B 16. Die geteilte Eingangstüre, ungewöhnlich originell und praktisch.  

Der Hauptaltar ist dem Hl. Ulrich geweiht. Die Engel beweinen den Tod des Bischof, zu dessen Insignien Buch, Bischofsstab, Mitra und Fisch (Zeichen für Christus) gehören. 
Das Deckengemälde zeigt den großen Fischfang; Jesus gebot, noch einmal hinaus zu fahren um die Netze aus zu werfen. Petrus zieht das Netz an Land.  An der südlichen Langhauswand ein Fresko mit der hl. Afra im Barockgewand. Sie schwebt auf einer Wolke sitzend auf einem Baumstamm, während von hinten sich eine Feuerwand nähert. Ein Engel reicht ihr einen Palmzweig, das Symbol für den Märtyrertod. Gegenüber der Hl. Ulrich.
Über der Kirche kann man die Wohnräume besichtigen, in denen früher die Geistlichen wohnten. Besonders interessant das alte Uhrwerk. 
Der Dachboden ist nur für Zimmerleute interessant. Hier sind die Dielen und Dachbalken noch mit Holznägeln befestigt.

Nur das Blitzlicht konnte die Glocke im Türmchen sehen - dort oben ist es stockfinster. Ich glaube, dass hier kaum Interesse für Besucher besteht, wenn sie diese Bilder gesehen haben. Von Fledermäusen war nur die Hinterlassenschaften zu sehen.  Zu gerne hätte ich so einen Vampir in Taschenformat fotografiert, aber andererseits sollte man diese geschützten Tiere in Ruhe lassen.
Zurück im Ersten Stock finden wir noch neben einem alten Kruzifix ein altes, hinter Glas geschütztes Bild und die kunstvoll gearbeitete Betbank.
Rechts und links oben auf der Empore der englische Gruß, von dem ich nur die hl. Maria fotografiert habe. Den Abschluss des Altarraums bildet dieses Bischofswappen des Bischof Josef, Landgraf von Hessen-Darmstadt. (unten).

Fischhauskapelle Roßhaupten St. Ulrich feierlich wieder eingeweiht

Roßhaupten | pas | Den rege strömenden Urlaubsverkehr auf der nahe vorbeiführenden B 16 und die geduldige Restaurierung der Fischhauskapelle St. Ulrich nahm Regionaldekan Monsignore Karlheinz Knebel als Einstieg in seine Predigt zur Weihe des wiedererstandenen Kirchleins bei Roßhaupten. Veränderungen seien die Zeichen einer jeden Zeit, hob Knebel hervor. St. Ulrich habe solche ausreichend erlebt, kenne Zeichen der tiefen Frömmigkeit, habe wechselnde Baustile überstanden, sich sogar über Zeiten der Umnutzung retten können und reihe sich mit dem Tag der Neuweihe wieder ein in die Reihe der bemerkenswerten Allgäuer Kapellen.

Der Suche der Menschen zur stillen Begegnung mit Gott und deren Kraft, Baudenkmäler zu pflegen und zu erhalten, sei die Wiedernutzung der vom Verfall bedrohten Kapelle zu verdanken, freute sich der Geistliche. Kleine Kapellen wie St. Ulrich seien wichtig als Zeichen der stillen Einkehr vor Ort und als ein Symbol gegen die um sich greifende Gottvergessenheit.

Die Kapelle besitze den besonderen Wert als Platz für den persönlichen Glauben. Ihre Erinnerung an St. Ulrich ist eine Rückbesinnung auf dessen große Opferbereitschaft für seine Diözese Augsburg. 

Symbolisch sei auch die Petrus-Statue über der Kirchentür: Mit der Frage „Wer bist Du?“ solle jeder Gläubige selbst Rechenschaft über seine Glaubenstiefe und -treue ablegen. Und er forderte auf, sich für die Kirche in der Gemeinschaft unvoreingenommener zu öffnen. Gerade die Renovierung dieser Kapelle, die vier Stilrichtungen in sich birgt, sei ein wichtiges Glaubens-Ereignis und „ein herrliches Zeichen, dass Kunst, Vergangenheit und Glauben nicht verloren gehen“. An solchen Beispielen werden die alten Kulturwerte neu erlebt. 

Quelle: http://www.all-in.de/nachrichten/allgaeu/fuessen/art2761,135507

Nur noch kurze Zeit stand die Bautafel bei der Kapelle. 
Schade, dass der See rings um den Hof und die Kapelle verschwunden ist, von dem auf der Gedächtnistafel zu lesen ist. 

Und noch einen letzten Blick auf die Allgäuer Seufzerbrücke, welche die Geistlichkeit von den weltlichen Freuden getrennt haben möge :-). Wir wandern weiter und suchen einen Weg rund um den Huttler Weiher.

Ein herzliches "Vergelts Gott" den Besitzern Thomas und Simone Pihusch, welche Besuchern den Zutritt zu dieser außergewöhnlichen Sehenswürdigkeit ermöglicht haben.

Den Schlüssel kann man sich bei Fam. Linder bzw. Fam. Pihusch im Haus nebenan (einfach klingeln) ausleihen, oft jedoch ist aber auch offen!

Anschließende Touren Tipps:
Feldwanderung Via Claudia, Fischhaus, Huttlerweiher (Rosshaupten)
Via Claudis Augusta - Egelmoosen (Rosshaupten)
Seeweg nach Dietringen (Roßhaupten)
Mangmühlenweg, (Roßhaupten)
Forggensee Nordufer Seeweg (Roßhaupten)
Huttler Weiher (Roßhaupten)
Schmutterweiher (Sameister)
Kapelle Maria Sieben Schmerzen mit dem hlg.Grab (Sameister)
Infozentrum (Roßhaupten)

Touren in der unmittelbaren Nähe:
Kreuzweg Roßhaupten
• Rundweg Süd und Nord auf den Zwieselberg (Roßhaupten)
Mangmühlenweg und Seeweg (Roßhaupten)
Forggenseeweg und Infozentrum (Roßhaupten)
Schapfensee (Halblech - Rosshaupten)
Schmutterweiher (Sameister)

Ähnliche Touren:
Kapelle Maria Sieben Schmerzen mit dem hlg.Grab (Sameister)
St. Peters Kapelle (Halblech/Berghof)
St. Alban - Langer Weiher (Aitrang)
Tannheimer Kreuzweg und Lourdes Grotte (Tannheim)

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