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Das Grand-Gsperr

War es im Winter extrem kalt, als ich die erste "Gsperr-Erforschung" durchgeführt hatte, so war es heute extrem heiß. Hitzerekord in Deutschland und angehender Wassermangel. Grad recht, die Kühle eines lieblich plätschernden Bachlaufs auf zu suchen, bei dem sich ruhige Kiesbänke, ab und zu recht wilde Schluchtstücke und dann wieder recht übermütige Wasserfälle abwechseln.

© Bayer. Vermessungsverwaltung

Nach dem Eingang (1), kurz vor dem ersten Schluchtenstück (2), durch das ich im Winter geklettert bin, kann man auf der rechten Seite einen Pfad nach oben folgen, welcher dieses Stück in luftiger Höhe umgeht. Hier hat man eine herrliche Aussicht in's Gsperr, wie die Reuttener diese Gegend nennen. Trittsicherheit und gute Bergschuhe sind unbedingt erforderlich. Die Spur im Murenabgang ist gerade mal eine Schuhsole breit und bis zum Bach geht es so um die 8 m hinab. Verloren, wer da stolpert und in's Rutschen kommt.

       

     

Der Saumpfad führt wieder hinunter zum Wasserfall (3), der Barriere, an der ich im Winter gescheitert bin. Der Rückblick von oben in's Schluchtenstück, welches auch in Höhe des Bachlaufes zu bezwingen ist.

   

Auf in das von mir noch unentdeckte Land. Es liegt doch immer wieder ein Zauber darüber, etwas Neues zu begehen. Wie eine riesige Schranke liegt der Baum über'm Bach, aber wir gehören hier ja zu den Zwergen, die aufrecht unten hindurch gehen können. Und als ob im Gsperr nichts fehlen darf, ein Torbogen (4) gebaut von Mutter Natur. Und schon fesselt uns die Nächste Kuriosität.

     

Wehe dem, der meint, seinen Abfall nicht wieder in seinen Rucksack packen zu müssen. Die Hex vom Gsperr (5) wacht darüber, und so manchen hat schon ein Stein getroffen. Wer genau hinschaut, kann in ihrem unförmigen Körper so manch Gesicht oder Schädel entdecken.

  

Das Tal erstreckt sich über mehrere Kilometer. Die Sonne brennt heiß - die Temperaturen in Bayern liegen bei 33 Grad im Schatten. Hört der sanfte Wind einmal auf, ist es heiß wie im Backofen. Das reine Wasser verlockt zum trinken, aber man weiß ja nie, ob weiter oberhalb ein Tier im Bach liegt, welches seine Kletterkünste überschätzt hat.

  

Wer trockenen Füßes durchs Gsperr wandern möchte, der braucht Flügel. Wir wechseln des öfteren unsere Bergschuhe gegen Gummigaloschen und kürzen die vielen Windungen des Baches ab. Ganz unerwartet, hinter der Nächsten Biegung, stehen wir wieder vor einem ca 6m hohen Wasserfall (8). Diesen umgehen wir am linken Hang. Der an den Seilen hängende Baumstamm war uns zu unsicher - man weiß ja nicht, wie alt die Konstruktion schon ist und ob die Seile nicht doch reißen könnten.

   

Hunderte von Schmetterlingen sitzen auf den nassen Steinen in Gruppen zusammen. Solange sie nicht ihre Flügel öffnen, sind sie getarnt und fallen kaum auf. Kommt man ihnen zu nahe, so flattern sie wirr durcheinander wie Bettfedern nach einer Kissenschlacht.

  

Und wieder eine Strecke weiter eine mehrstufige Wasserfallbarriere.  Rechts hinauf führt so etwas wie ein Pfad. Wir klettern bis zu einem Sattel hoch, kommen dann aber nicht mehr weiter. Die Fallhöhe des hinter den Wasserfallstufen liegenden versteckten Wasserfall (9) ist schwer zu schätzen, da wir nur hinunter in dieses schwindelerregende tiefe Loch blicken können. 15 - 20 - 25 Meter? - jedenfalls zu tief um dort hinein stürzen zu wollen.

  

  

Ein Blick zurück übers Gsperr, in der Ferne die Gehrenspitze. Hinter der Biegung liegt der von der in Blickrichtung linken Seite herabstürzende Wasserfall eines unbenannten Rinnsal. Eine Rutschbahn (7) für tausende von Tropfen, die unsanft durch einen Felsvorsprung abgebremst und hinausgeschleudert werden.  

  

Wie hinter einer riesigen Fichtentannen-Absperrung (6) eine idyllische Einbuchtung mit Wasser von Oben.

  

Beim hinausschreiten öffnet sich rechts das Gehrenbachtal, durch das die Tragstrecke der Mountainbiker führt und ebenfalls einen hohen Wasserfall hat, dessen Abrisskante ich von oben fotografiert hatte. Aber für Heute hatte es mir gelangt, das Tal erforsche ich ein anderes Mal. Der riesige "Findling" lädt zum Ausruhen ein. Ich komm mir aber vor, wie in einer großen Bratpfanne, so heiß ist er - heute nicht aus zu halten. 

Man sieht seht gut mein "Gsperr-Spezial-Schuhwerk". Es bestand aus dicken Socken, über die ich locker große Abfalltüten (120 X 70 l) gezogen und mit Frischhaltefolie (nicht zu fest) wie bei einem Verband bis zur Kniekehle enganliegend umwickelt hatte. Darüber kamen dünne Frottesocken (besser sind Kniestrümpfe). Nun die halbhohen "Winterstiefel", die beinahe schon ausgedient hatten. Fest geschnürt hatte ich guten Halt und immer ein (beinahe) trockenes Gefühl an den Füßen, wenn ich auch durch teilweise kniehohes Wasser gegangen war. 

Ich hatte nur den Fehler gemacht, den Verband am Knie, anstatt im Schuh enden zu lassen. So hat er sich nach und nach aufgelöst. Trotzdem glaube ich, dieses "Gsperr-Spezial" Schuhwerk mit guten Gewissen weiter empfehlen zu können. Sicherlich auch eine gute Idee für Kinder, die im kalten Gebirgsbach spielen wollen und denen Gummistiefel zu lästig (und zu kalt) sind.

Zum Schluss noch eine Bitte:  Überschätzen Sie sich nicht. In den Bildern wirkt vieles harmloser, als es in Wirklichkeit ist. Bedenken Sie auch, das der Abstieg immer viel schwieriger als der Aufstieg ist, oder anders gesagt: "Dort, wo ich hinunter klettern kann, komm ich auch wieder hinauf - nicht umgekehrt!"

Siehe auch "Pöllertal Schlucht" - eine Wanderung Sommer 2003 mit zum Glück wenig Wasser

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