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Zu einem Ausflug nach Heiterwang inspirierte uns der Artikel in der Allgäuer Freizeit von Klaus Wankmiller: 2000 Jahre Geschichte von See und Verkehr

Gemeinde Heiterwang.

Bereits vor 2000 Jahren durchschnitt die römische Staatsstraße Via Claudia Augusta das Gemeindegebiet von Heiterwang. Der Verkehr blieb lange Zeit für den Ort wichtig, vor allem durch die Pferdewechselstation und eine Postmeisterei. So mancher Reisende ließ Gulden und Taler in den zahlreichen Gaststätten in der Gemeinde zurück. Heute wünschen sich die rund 500 Einwohner jedoch eine Umfahrungsstraße, um vom immer größer werdenden Verkehrsaufkommen erlöst zu werden. Erholung gibt es aber am nahen Heiterwanger See, an dem schon Kaiser Maximilian I. sein Jagdglück versuchte. Er dient vor allem als Naherholungsziel in den Sommermonaten.

Heiterwang gehört zum "Zwischentore", also dem Gebiet zwischen den Toren der Festungen Ehrenberg und Fernstein und der Schanze bei Ehrwald. 1288 wird der Ort erstmals urkundlich als Ayterwanch erwähnt, was so viel wie "brennnesselreiche Wiese" bedeutet. Die Brennnessel ist neben den Fischen als Symbol des Fischreichtums im Gemeindewappen noch zu finden.

Bereits 15 v. Chr. betraten die Römer dieses Gebiet bei ihrem Eroberungszug durch die Alpen. Vermutlich benutzten sie einen Pfad, der bereits von den Kelten genutzt und 60 Jahre später zur „Via Claudia“ ausgebaut wurde. Es gibt Spekulationen, dass sich im heutigen Gemeindegebiet von Heiterwang bereits damals eine römische Pferdewechselstation befand, denn wenig später musste der Katzberg Richtung Reutte befahren werden, der von den Zugtieren enorme Kraft abverlangte.

Der Heiterwanger See

Schon im Mittelalter war der Heiterwanger See für die Qualität seiner Fische bekannt. Zahlreiche Adelige ließen sich damals von dort Fische bringen oder sie nutzen den See selbst zum Fischen und Jagen. Fische aus diesem See schätzten die Herren von Schwangau, die Hohenegger in Vils, die Tiroler Landesfürsten in Innsbruck und die Mönche aus den Klöstern Weingarten, Rottenbuch, Steingaden und Stams. Zu dieser Zeit wurde der Heiterwanger See mit dem Plansee durch einen etwa 300 Meter langen Kanal verbunden, der dann 1909 im Zusammenhang mit der expandierenden Stromgewinnung weiter vertieft und ausgebaut wurde.

Kaiser Maximilian I. beschrieb in seinem Fischereibuch (um 1500) den Heiterwanger See als das von ihm bevorzugte Fischgewässer. Auf einer zeitgenössischen Abbildung ist er dort auf der Jagd mit einer türkischen Gesandtschaft zu sehen. Bereits sein Vorgänger, Herzog Sigmund, ließ sich um 1475 am See ein Lustschlösschen bauen, von dem heute jedoch nichts mehr zu sehen ist. Erzherzog Ferdinand II. erwarb 1576 neben der Kirche in Heiterwang ein Haus, damit er bei seinen Jagdabenteuern auch stilgerecht übernachten konnte. Er ließ sogar größere Schiffe bauen, um Seefeste auch auf dem Wasser durchführen zu können. Seit 1909 verkehren auf den beiden Seen Linienschiffe.

Leben an der Straße

Für Heiterwang blieb der Verkehr wichtig, nicht nur für die zahlreichen Gasthäuser. Laut der Rodordnung von 1530 durch Ferdinand I. wurde auch Heiterwang als wichtiger Standort der Salzstraße bestätigt. 33 Pferdefuhrwerke hatten damals hier ihren Standort. Der Ort blühte auf. Es gab ein Ballhaus (ein Lagerhaus für Waren, das vor allem bei Regen und Schnee Verwendung fand), eine Waage, eine Pferdewechselstation, eine Schmiede und eine Wagnerei. 1592 erhielt Heiterwang eine Poststation an der Strecke Innsbruck – Augsburg (bzw. Venedig – Niederlande) und löste damit das unwirtschaftliche Ehrenberg ab. Der erste namentlich bekannte Postmeister hieß Mathias Seiz (1607). Der letzte Postmeister, Johann Georg Kerber, starb 1778, nachdem die Station endgültig nach Reutte verlegt worden war. An der breiten Frontfassade des Gasthauses Post entdeckt man noch heute Fresken aus der Zeit um 1740, darunter die Darstellung einer Postfahrt.

Die drei Giebelfeldbilder stellen drei Tugenden (Hoffnung - Anker; Glaube - Kreuz; Liebe - brennendes Herz) dar und stammen von Balthasar Riepp.

Die Straße brachte aber nicht nur Geld und Gewinn. 1552 wurde der Ort durch die siegreichen Truppen des Moritz von Sachsen gebrandschatzt. Mit den Waren kamen auch Krankheiten. Die Pest brachte vor allem während des Dreißigjährigen Krieges Leid und Tod. Mit dem Bau der Arlbergstraße gab es schließlich eine kürzere Verbindung, die den Salzhandel auf der Fernpassroute fast völlig zum Erliegen brachte. Die Menschen wanderten deshalb ab, der Ort verarmte. Heute lebt man vor allem vom Tourismus.

Die Pfarrkirche Maria Himmelfahrt

Die Pfarrkirche in Heiterwang ist der Himmelfahrt Mariens geweiht. Am 15. August gedenkt die Kirche dieses Ereignisses. In unserer Gegend ist es Tradition, an diesem Tag Kräuterbüsche zu binden und diese mit in die Kirche zu nehmen. Die geweihten Heilkräuter finden dann gegen die verschiedensten Krankheiten in der Volksmedizin Verwendung.

  

Bis 1423 gehörte Heiterwang zur Pfarrei Breitenwang, dann zu Bichlbach. Der erste Kaplan kam 1569 nach Heiterwang. Selbstständige Pfarrei wurde es 1616. Ein erster Kirchenbau dürfte bereits um 1480 erfolgt sein. Dieser ersetzte eine ältere Kapelle und wurde aller Wahrscheinlichkeit nach von dem Lechtaler Hans Räffl ausgeführt. Der Chorraum und der Turm stammen noch von dieser spätgotischen Kirche, die jedoch 1552 weitgehend zerstört wurde.

Das barocke Langhaus stammt aus der Zeit zwischen 1740 und 1750. Der aus Kaufbeuren stammende Maler Anton Joseph Walch malte 1750 die Fresken, die 1891 bzw. 1894 von Johann Kärle renoviert wurden. Sie stellen im Chor die Krönung Mariens, die vier Evangelisten und die vier Kirchenväter dar.

Im Langhaus ist auf dem Zentralfresko die Aufnahme Mariens in den Himmel zu sehen, im vorderen Teil die Predigt Johannes des Täufers und Maria Magdalena als Büßerin, im hinteren Teil Maria mit ihren Eltern Anna und Joachim, dem Jesuskind und dem hl. Antonius.

Die übrige Ausstattung wurde in den letzten 150 Jahren mehrmals erneuert und umgebaut. Heute wirkt die helle Kirche sehr einheitlich.

Schon im 18. Jahrhundert wurden Künstler aus dem nahen Allgäu verpflichtet: Das ehemalige Hochaltarbild mit der Himmelfahrt Mariens (heute an der Emporenrückwand) stammt von Josef Keller aus Pfronten (1774), die Figuren der Heiligen Peter und Paul von Maximilian Hitzelberger (um 1775), ebenfalls aus Pfronten.

 

Sagenhaftes Heiterwang

Eine Sage aus der Gegend um Heiterwang erzählt, wie könnte es anders sein, von einer „wilden Fahrt“. Ein aus Imst kommendes Fuhrwerk erreichte gegen Mitternacht den Ort, als böse Geister unter wildem Getose über den armen Fuhrmann hinwegflogen. Es dauerte nicht lange, bis das Pferd, der Wagen und der Kutscher selbst vom Boden abhoben und sich in den Reigen des Hexensabbats einreihten. Als der arme Fuhrmann später wieder zu sich kam, befand er sich mit seiner Ladung hoch oben auf dem Kohlberg östlich von Heiterwang. Unter Lebensgefahr stieg er ins Tal und holte Hilfe.

Eine andere Sage erzählt von einem armen Geißhirten aus Heiterwang, der vor jeder Kapelle oder jedem Feldkreuz seinen Hut ablegte und ein Vaterunser betete. Wie durch ein Wunder füllte sich seine Kopfbedeckung mit Blumen. Sein Gebet schloss der Hirte mit "... und für das ganze himmlische Geschwader". Dabei leerte er die Blumen aus dem Hut und er sah, dass die Armen Seelen erschienen und sich um diese Blütenpracht stritten. Als eines Tages ein tiefgläubiger Mann den Hirten belehrte, er solle diesen letzten Satz weglassen und andächtiger beten, geschah das Blumenwunder nicht mehr.

Text und Bilder: Klaus Wankmiller.

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